Forschen und Vernetzen und umgekehrt
Huhn oder Ei? Manchmal ist nicht so klar, was zuerst ist – das Forschen oder damit verbundene Kontakte, welche neue Nachforschungen triggern. Die Recherchen zum Goldauer Tunnel sind ein schönes Beispiel.
Hartnäckigkeit, ein gewisser detektivischer Sinn und der Wille, den Dingen auf den Grund zu gehen – das sind grundlegende Eigenschaften zum erfolgreichen Forschen. Aaaaber – noch wichtiger ist der Wille und die Fähigkeit zur produktiven Vernetzung mit Wissensträgerinnen und Wissensträgern (in der Eisenbahngeschichte eher mit letzteren, aber das ist eine andere Geschichte…).
Ohne Gody Mettler, Markus Hürlimann, Roland Marty und Erich Ketterer wäre die Geschichte zum Goldauer Tunnel in der Zuger Zeitung nie zustande gekommen. To cut a long story short: Gody Mettler aus Cham hatte erfahren, dass ich auf der Suche nach alten Fotos zu Zuger Eisenbahnthemen sei. Der Besuch bei ihm offenbarte aber auch noch einen Ordner zu Goldau, darin A4-Farbkopien mit Ausschnitten eines Bahnhofes – in Oberarth! Gody erzählte mir vom Goldauer Tunnel, der nie gebaut worden sei. Ich durfte den Ordner ausleihen, setzte zuhause die Farbkopien
zusammen und zeichnete die Bahnhofsanlage in einer alten Siegfriedkarte ein. Das Resultat war erstaunlich:
Das Interesse war geweckt. Eine ausgedehnte Internetrecherche führte mich zu Markus Hürlimann, ehemals Lehrer in Goldau, Historiker beim Bergsturzmuseum in Goldau und wohnhaft in Zug. Ich telefonierte ihm und danach war klar: das ist keine kleine Sache! Und ihn interessierte mein Buchprojekt. Wir tauschten Material aus. Markus hatte von Erich Ketterer – einem historisch aktiven Lokaljournalisten – die Transkripte des Arther Gemeinderates erhalten und durfte mir diese weitergeben. Ein unbezahlbarer Schatz! Wir verabredeten uns zu einem Vorort-Termin in Goldau für eine Besichtigung der Örtlichkeiten des Nordportals und des letzten Überbleibsels des Goldauer Tunnels, dem Entlüftungsstollen. Da war er, der Goldauer Tunnel!
Markus Hürlimann führte mich auch zum inzwischen ganz zugeschütteten und nicht mehr sichtbaren Nordportal. Das Nordportal im Hintergrund links ist rot eingekreist, wir stehen vor dem Bunker in der Gärbi, die Felsrippe ist fast zugedeckt mit Bäumen.
Auf dieser Luftaufnahme von 1988 ist das Nordportal (gelb eingekreist) und der Bunker der Sperrstelle Oberarth (rot eingekreist) besser lokalisierbar. Auf einer ganzen Reihe von Luftaufnahmen im ETH-Bildarchiv ist der Bunker wegretouschiert…
Dann machte er mich mit dem Goldauer Lokalhistoriker Roland Marty bekannt. Dieser überreichte mir die Resultate seiner Forschungen im Bundesarchiv, unter anderem wertvolle Monatsberichte des Oberingenieurs Wilhelm Hellwag während der Bauperiode bis zu dem Baustopp im Mai 1876. Und wir diskutierten die Frage einer militärischen Verwendung des dokumentarisch belegt 180 Meter langen Stollens beim Nordportal.
Diese Geschichte ist noch längst nicht fertig geschrieben!
Und eigentlich das Schönste am Forschen ist, wenn daraus Freundschaften entstehen.
Download
Leider lebt der Goldauer Lokalhistoriker Josef Niklaus Zehnder nicht mehr. Er hätte sicher nichts dagegen gehabt, wenn wir aus seinem Buch über den Goldauer Bergsturz das Kapitel zur Eisenbahn zum Download zur Verfügung stellen:
Aus „Der Goldauer Bergsturz. Seine Zeit und sein Niederschlag.“, Josef Niklaus Zehnder, Verlag Stiftungsrat Bergsturzmuseum Goldau, 1974
Im gleichen Verlag erschien 1988 vom gleichen Autor eine 3. stark erweiterte Auflage
Für den Download Bild anklicken.
Scan: Martin Stuber
P.S.: Wir wollen die Leserschaft nicht länger auf die Folter spannen. Hier ist die aktuelle Swisstopo-Karte von 2021 mit der Lage des Bahnhofes, der beiden Portale und in der Mitte dem Entlüftungsstollen.